Bisher gibt es keine heilende Therapie. Die angebotene Therapien dienen der Symptomlinderung.
Da noch keine Medikamente oder Verfahren existieren, die Long Covid heilen können, werden wir im Folgenden verschiedene Therapien, Strategien und Medikamente aufführen, welche bei Betroffenen zu einer Symptomlinderung führen können. Auch werden wir hier laufend eine Auswahl aktueller Forschungsansätze zusammentragen, die zur Behandlung von Long Covid weltweit getestet werden. Vor dem Gang zum Spezialisten empfehlen wir dringend, folgendes Diagnostik-& Behandlungsschema mit der Hausärztin zu besprechen: Diagnostik-&Therapieschema
Etablierte Therapien zur Symptomlinderung
Ruhe, Pacing und Stressreduktion sind das Allerwichtigste. Grössere Anstrengung sowie Belastung sollten auf jeden Fall vermieden werden. Muss der Körper mehr leisten als die neue Belastungsgrenze zulässt, kann dies zu Rückfällen oder sogar zu einer Chronifizierung der Symptome führen. Dies ist auch der Fall, wenn man vor der Infektion fit, aktiv und gesund war und eine Belastung eigentlich als objektiv gering eingeschätzt wird.
Pacing
In Ermangelung heilender Therapien ist Pacing (v. engl. to pace „schreiten“, „Kräfte einteilen“) einer der wichtigsten Ansätze für das Management der Symptome, denn Long Covid-Betroffene leiden oft unter einer sogenannten «Belastungsintoleranz» . Das heisst, Patienten verfügen über stark verringerte Energiereserven.
Pacing bedeutet, dass alle körperlichen sowie geistigen Aktivitäten den neuen, verringerten Energiereserven angepasst werden müssen, um eine Überbelastung und damit eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes zu verhindern. Es ist dabei wichtig zu wissen, dass verschiedene Faktoren die Leistung des Körpers beanspruchen können.
Belastungen können sehr individuell sein. So kann „Verdauen“ zum Kraftakt werden, genauso wie das Stehen beim Duschen. Auch können unterschiedliche Lärmquellen, schnelle Bewegungen oder Sonnenlicht eine neurologische Überforderung bedeuten. Nicht immer ist die Überbelastung direkt erkennbar. Es kann sinnvoll sein, ein Tagebuch mit den eigenen Aktivitäten zu führen, um das Muster dahinter zu erkennen.
Wenn der Körper bei Überbelastung nicht direkt geschont wird (durch Reizminderung und Ruhen), kann dies zu einem sogenannten “Crash”, einem körperlichen Systemabsturz führen. In diesem Falle benötigt der Körper viel länger, um sich wieder zu erholen. Die Überbelastung kann unmittelbar oder aber ein bis zwei Tage verzögert auftreten und unter Umständen auch Wochen anhalten. Deshalb ist es wichtig, Überbelastungen mittels Pacing zu vermeiden. Geschehen diese Überlastungen wiederholt, kann es zu einer nachhaltigen Verschlechterung des Gesamtzustands, bis hin zur Invalidität führen.
Betroffene müssen lernen, wie viel Energiereserven sie pro Tag zur Verfügung haben und wieviele Energieeinheiten sie am Stück verbrauchen dürfen.
Ergotherapie (s. unten) kann hier helfen.
Neben der Ergotherapie, nutzen viele Patienten Fitness-Tracker oder Smart-Watches. Damit können sie ihren Puls und damit die Belastung des Körpers besser kontrollieren, bzw. eine Überlastung vermeiden.
Es fällt vielen Betroffenen schwer diese neue Lebensweise zu akzeptieren, da sie vor der Erkrankung meist sehr belastbar und leistungsfähig waren. Schonung und Überlastung vermeiden, ist aber nach allem was wir wissen, die aktuell effektivste Behandlungsmethode. Ziel des Pacings ist es, den Gesundheitszustand zu stabilisieren und schrittweise zu verbessern. Dies ist ein Prozess von mehreren Wochen und Monaten.
Mehr dazu: https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/pacing/
Ergotherapie
In der Ergotherapie wird individuell angeschaut, welche Tätigkeiten, auch vermeintlich passive (zum Beispiel Fernsehen, Zuhören etc), wie viel Energie beanspruchen. Das gleiche Energiemass muss dabei über mehrere Tage abgerufen werden können. Es gilt hier stabiles Gleichgewicht zu finden, um ein Auf und Ab der Symptome zu verhindern und, im besten Fall, einen langsamen Aufbau zu ermöglichen.
“Die Aufgabe der Ergotherapie ist es, Menschen mit Long-Covid bei ihren Alltagstätigkeiten zu unterstützen. Wichtig dabei ist, dass die Betroffenen Aktivitäten, welche für für sie wichtig und erfüllend sind, trotz den Einschränkungen weiterhin selbständig ausführen können. Um diese Ziele zu erreichen werden die Betroffene beim Erlernen eines optimalen Energie- und Pausenmanagements unterstützt und erhalten Tipps zur Erleichterung von Alltagstätigkeiten wie Selbstpflege, Haushalt, Beruf und Freizeit. In einem ersten Schritt wird mittels eines Energietagebuchs ausgewertet, welche Aktivitäten am meisten Energie beanspruchen und weshalb. Diese Erkenntnisse fliessen dann in den konkreten Alltag ein. Ein optimales Pausenmanagement wird besprochen und die Betroffen lernen ihre Alltagstätigkeiten richtig einzuteilen, damit das persönliche Energiekonto bis zum zu Bett gehen reicht. Wichtig ist zu überlegen, welche Tätigkeiten an andere delegiert werden können, damit die eigene Energie für die Aktivitäten reicht, welche für die Betroffenen sinnvoll und wichtig sind und welche sie selber ausführen möchten.”
Text: Prisca Schassmann, Therapieexpertin Ergotherapie, Berner Reha Zentrum
Physiotherapie
Ziel einer Physiotherapie bei Long Covid ist es, den Abbau der Muskeln und den Verlust der Ausdauer zu stoppen oder zumindest zu bremsen. Die Muskeln werden behutsam wieder gestärkt, die Kondition im Sinne des Pacings aufgebaut, sowie die Funktionen und die Beweglichkeit verbessert. Es gibt hilfreiche Tipps, v.a. auch von Long Covid Physio (engl.), einer Organisation, welche sich für eine adaptierte Therapie einsetzt. Auf der Webseite des Altea-Netzwerks finden sich Informationen, wie man sich theoretisch bei Belastungsintoleranz wieder zum Sport zurück tasten kann. In der Praxis ist es so, dass viele Betroffene über Monate oder sogar Jahre auf der gleichen Stufe stehen bleiben. Gemäss unserer bisherigen Beobachtungen schafft es kaum einer, die Belastungsintoleranz gänzlich zu überwinden.
Achtung: Körperliches Training insbesondere mit Leistungssteigerung, wie es die klassische Rehabilitation/Physiotherapie vorsieht, führt oftmals nicht zu einer Verbesserung, sondern kann eine drastische Verschlechterung der Symptome, sogenannten Crashs (v. engl. Absturz) auslösen.
Rehabilitation (ambulant und stationär)
Post-akut Covid Rehabilitation: Diese Rehabilitation ist für Patienten nach einem schweren Akutverlauf mit einem längeren Spitalaufenthalt mit oder ohne Intensivstation geeignet. Die Betroffenen profitieren oftmals von einer klassischen Rehabilitation. Ihr Ziel ist ein Muskel- und Konditionsaufbau, sowie das Wiedererlernen jeglicher Alltagsfunktionen.
Diese Rehabilitationsprogramme sind bereits langjährig etabliert. Die Patienten dürfen, ja müssen sogar, hierbei an ihre körperliche Grenzen gehen und diese mit stetigem Training ausbauen. Das Limitierende sind in diesem Fall die Organschäden, wie zum Beispiel eine vom Virus geschwächte Lunge oder der Verlust der Muskelmasse. Meist können diese Patienten ihre Leistung steigern und so eine bessere Lebensqualität durch die Rehabilitation erreichen.
Long Covid-Rehabilitation: Diese Rehabilitation unterscheidet sich substantiell von der klassischen Rehabilitation, da die Rücksicht auf die Belastungsintoleranz im Vordergrund steht. Hier muss multimodal und sehr sanft therapiert werden, wobei das PACING zentral ist. Ziel ist es zu lernen mit der bisher noch unheilbaren Krankheit umzugehen.
Die Therapie beinhaltet im Minimum angepasste Physio- und Ergotherapie, medikamentöse Therapien und Psychotherapie. Im Idealfall werden auch Entspannungstherapien (Waldbaden, Massagen, Qigong etc.) sowie Ernährungsberatung (aufgrund der häufig auftretenden Histaminintoleranz) sowie komplementärmedizinische Therapien wie Kneipp, Einreibungen, Nahrungsmittelergänzungen etc. angeboten. Eine stationäre Rehabilitation ist dann angezeigt, wenn der Patient mit ambulanten Therapien keine Verbesserung erzielen kann oder sogar eine Verschlechterung erfährt. Diese Patienten profitieren deshalb von einer stationären Long Covid Rehabilitation, erfahren eine Stabilisierung und vermögen die Abwärtsspirale zu stoppen. Die Patienten treten zwar nicht geheilt aus der Rehabilitation aus, im Idealfall haben sie jedoch an Lebensqualität gewonnen und können wieder besser am Alltag teilnehmen.
Spezialisierte Spitex / Ambulante Pflege zuhause / Reha at Home: Eine spezialisierte ambulante Long Covid-Pflege, wie sie von der Spitex Herzenssache in der Region Zürich angeboten wird, verfügt über aktuelles Wissen zu den Long Covid-Symptomen. Idealerweise ist sie mit anderen Fachpersonen oder einer Long Covid-Sprechstunde gut vernetzt und bietet Betroffenen Unterstützung in der Bewältigung des Alltags (Körperpflege, Wohnungspflege, Förderung der Selbständigkeit unf Selbstwirksamkeit etc.) sowie therapeutische Interventionen im Rahmen von Symptommanagement.
Das Erarbeiten und Erlernen von Bewältigungsstrategien im Umgang mit Gefühlen und Emotionen bei langwierigen oder schweren Krankheiten reduziert zudem nachweislich Stress, was eine Genesung unterstützt oder zumindest einer Verschlimmerung der Symptome entgegen wirkt.
Das gemeinsame Erarbeiten einer angepasste Tagesstruktur, die mit der Erkrankung verträglich ist und unter Einbezug der individuellen Lebenssituation und dem häuslichen Setting ist Teil der ambulanten Long Covid-Pflege. Auch erspart die ambulante Dienstleistung dem Patienten anstrengende Wege und kann die therapeutische Übungen direkt in den Alltag einbinden. Viele Long Covid-Betroffene leiden unter Belastungsintoleranz und verfügen aufgrund ihrer Krankheit über ein sehr geringes Energiekontingent. Dies kann durch das Wegfallen von aufreibenden Wegen maximal geschont und es findet ein zielgerichtetes Training im häuslichen Setting mit sowieso zu erledigende Aufgaben statt und Energie werden damit sinnvoll genutzt.
Auch können begleitete Gespräche mit Familienmitgleidern, Partnern und nachestehdenden Personen geführt werden, um sie in der Begleitung zu befähigen und die Krankheit besser verständlich zu machen.
Entspannungs- und Achtsamkeitstraining sowie Interventionen zur Ressourcen- und Resilienzförderung im häuslichen Setting unterstützen den Genesungsweg. Durch psychosoziale Interventionen können psychische Komorbiditäten sowie Folgeerscheinungen reduziert oder im besten Fall verhindert werden.
Text Reha at Home: Linda Frei, Spitex Herzenssache
Klassische psychosomatische Reha (zum Teil als „Long Covid-Therapie“ im Angebot): Diese Programme sehen die Ursache der Long Covid Erkrankung in der Psyche und therapieren die Betroffenen gleich wie bei einer Erschöpfungsdepression. Sie setzen auf regelmässige Psychotherapie und reichliche Bewegung an der frischen Luft sowie kreative Beschäftigung. Diese Programme führen laut unseren Rückmeldungen nicht zu Verbesserungen, bergen sogar das grosse Risiko einer Verschlechterung.
Psychotherapie/Psychologische Unterstützung: Patienten mit psychischen Symptomen ausgelöst durch die Krankheit, können von Psychotherapie, einer medikamentösen Behandlung oder Verhaltenstherapie (Coping) profitieren. Die Therapie ist darauf ausgelegt, den Betroffenen zu helfen, mit ihrer Situation, Erkrankung und deren Symptome wie auch Einschränkungen besser umzugehen, sowie die Stimmung aufzuhellen.
Medizinische Massage: Eine Massagebehandlung beinhaltet unterschiedlichen Vorgänge, die therapeutisch ineinander greifen. Durch die Bewegung der Hände auf der Haut bewirkt werden die verschiedenen Gewebeschichten- und -strukturen gegeneinander verschoben. Je nach Intensität reguliert die Massage den Muskeltonus, indem er gesenkt oder erhöht werden kann. Eine Massage kann entzündungshemmend, schmerzlindernd, durchblutungsfördernd wirken und zur Wundheilung beitragen. Eine Massage trägt zur Verbesserung des Allgemeinzustandes bei und kann die Ausschüttung der Stresshormone Kortisol und Adrenalin vermindern. Ebenfalls reguliert sie den Parasympathikus, welcher zur Entspannung der Muskulatur und eine Senkung des Ruhepulses zur Folge haben kann.
Text Massage: Marco Celiberti, med. Masseur EFA, Applied Health Care
Ob eine Massage als angenehm oder unangenehm empfunden wird, ist individuell. Generell gilt: auf den Körper hören und Behandlungen abbrechen, wenn eine negative Wirkung verspürt wird.
Symptomorientierte Behandlung
Stand März 2022 sind in der Schweiz keine speziellen Medikamente oder Verfahren zur Behandlung von Long Covid zugelassen. In den Sprechstunden werden vor allem etablierte Medikamente zur Symptomlinderung verschrieben.
Im Folgenden möchten wir anführen, was medikamentös häufig eingesetzt wird und welche anderen Massnahmen zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen können. Das Pacing sollte dabei immer eine tragende Rolle spielen.
Jeder Therapieansatz muss mit dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens besprochen und begleitet werden. Wir geben ausdrücklich keine Empfehlungen ab. Alle Medikamente und Mittel müssen immer mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker besprochen und nicht eigenständig eingenommen werden.
Um die fehlende Energie zu steigern können diverse Achtsamkeitsübungen helfen. Die Übungen können helfen das Nervensystem inklusive Sympatikus und Parasympatikus zu regulieren und zu beruhigen. Hier einige gute Übungen zusammengestellt von Altea
Genügend Wasser, Salz, Stützstrümpfe, Q10 und weitere Nahrungsergänzungsmittel können den Kreislauf und die Energiebereitstellung positiv unterstützen.
Ärzte verschreiben nicht selten Antidepressiva. Je nach Präparat kann es zur Beruhigung, Stimmungsaufhellung, Schlafanstossend oder Antriebssteigerung eingesetzt werden. Bitte immer darauf achten, dass das Antidepressivums explizit zur Behandlung der Long Covid Symptome (beruhigung des Nervensystems) oder einer reaktiven Depression verschrieben und nicht die Depression als Hauptdiagnose verwendet wird. Dies kann zu einem späteren Zeitpunkt wegen den Sozialversicherungen wichtig sein.
Medikamente wie Floxyfral (Fluvoxamin) Low Dose Naltrexon,und weitere, welche zur Verbesserung der Symptome eingesetzt werden können, werden weiter unten unter experimentellen Medikamenten beschreiben.
Viele Patienten können nach der Infektion weder lesen noch rechnen. Einfachste kognitive Fähigkeiten müssen neu erlernt werden. Dies kann natürlich in verschiedenen Abstufungen sein. Manche Patienten haben “nur” Schwierigkeiten länger zu lesen.
Es gibt diverse zum Teil kostenlose Apps und Spiele, welche die Konzentration fördern und das Gedächtnis trainieren. Zum Beispiel Neuronation. Zum Teil Neuropsychologisches/Ergotherapeutisches Hirnleistungstraining von diversen Ärzten angeboten.
Medikamente
Um eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit zu erzielen und dem nicht psychosomatischen “Gehirnnebel” entgegenzuwirken, kann ein Ginkgo Präparat verschrieben werden. Diese werden, sofern von einem Arzt verschrieben, auch von der Krankenkasse übernommen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Medikament die innere Unruhe nicht verstärkt. Wenn dem so sein sollte, sollte die Dosis reduziert werden. Es kann sein, dass nur eine kleine Dosierung verträglich ist und trotzdem gute Wirkung zeigt.
Einige Ärzte verschreiben auch das Präparat Ritalin, um die Konzentration zu unterstützen. Auch hier sollten mit dem behandelnden Arzt die Nebenwirkungen oder eine allenfalls überstimulierende, das Pacing beeinträchtigende, Wirkung intensiv besprochen werden.
Ein Paper das am 5.5.2022 im Chest Journal publiziert wurde, befasst sich mit der durch Covid ausgelösten neurovaskulären Dysregulation (Durchblutungsstörung im Gehirn und im gesamten Organismus. Darin wird der Einsatz des Wirkstoffs Pyridostigmin, Medikamentenname Mestinon, besprochen und könnte durchaus interessant sein: Neurovascular Dysregulation and Acute Exercise Intolerance in ME/CFS: A Randomized, Placebo-Controlled Trial of Pyridostigmine
Generell gilt bei all diesen Massnahmen, gut auf den Körper zu hören und auf das Pacing zu achten. Auch bei Hirn-Training oder durch Medikamente ermöglichte verbesserte Hirnleistung ist eine Überbelastung meist erst verzögert spürbar. Deshalb ist, genauso wie bei körperlicher Betätigung, grosse Vorsicht geboten. Eine stetige Steigerung des Trainings kann durch die immer wieder neu aufflammenden chronischen vaskulären Entzündungen stark beeinträchtigt werden. Eine Überstimulation kann die Entzündungsmechanismen verstärken und nach anfänglichem Erfolgserlebnis zu einer Abwärtsspirale führen.
Long Covid kann Erkrankungen mit sich bringen welche Kurzatmigkeit, Atemnot oder Anfälle von Atemnot auslösen (zum Beispiel Asthma, Störung des autonomen Nervensystems, Gasaustauschstörungen).Atemnot kann ein Panikgefühl auslösen. Entspannungstechniken und Atemübungen wie die Wim Hof-Methode können helfen das überreagierende System wieder zu beruhigen, respektive nicht durch Angst noch zu verstärken.
Es gibt Atemunterstützende Techniken und Lagerungen, die Betroffenen während einer Atemnot helfen können. Die Lippenbremse und andere Techniken können gut in der Physiotherapie erlernt werden. Hier werden sie gut erklärt oder auch hier. Eine sanfte Stimulierung und Unterstützung der Atmung kann durch eine regelmässige und gezielte Lungen-Einreibung erzielt werden. Dabei wird mit speziellen Kreisenden Bewegungen die Atmung wieder ins Lot gebracht.
Bei Schlafproblemen ist es wichtig, dass auf eine gute Schlafhygiene geachtet wird. Hier ein Link mit guten Tipps
Ebenfalls können diverse Entspannungs-, Meditations- und Achtsamkeitstechniken den Schlaf verbessern.
Es gibt viele natürliche Stoffe, die den Schlaf fördern können. Orangenblüten- und Lavendeltee können schlaffördernd wirken, ebenso gibt es Baldriantabletten oder -tropfen, die ohne Rezept in der Drogerie bezogen werden können. Viele Long Covid Betroffene haben auch positive Erfahrungen mit CBD Tropfen gemacht, um den Schlaf zu verbessern. Diese scheinen auch einen antientzündlichen Effekt zu haben. Hier ein Bericht des BAG zum CBD
Auch bei natürlichen Mitteln macht die Dosis das Gift. Bitte sich auch hier von einer Fachperson beraten lassen.
Hier ein Link mit weiteren Informationen
Wenn das alles nichts hilft können vom Arzt einige etablierte Wirkstoffe/Medikamente unterstützend verschrieben werden. Sie fallen vielfach in die Gruppe der schlafanstossende Antidepressiva (Trittico=Trazodon), sedierende (schlafanstossend) Antipsychotika (Seroquel=Quetiapin), Melatonin (körpereigenes Schlafhormon) oder allenfalls Benzodiazepine (Temesta, Dormicum etc) bei zusätzlichen relevanten Angst- oder Panikstörungen. Vor allem die Benzodiazepine können schon nach einer kurzen Zeit zu einer Abhängigkeit führen und sollten deshalb nur restriktiv und für kurze Zeit eingenommen werden.
Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen, sowie Kopf- und Nervenschmerzen sind häufige Phänomene bei einer Long Covid Erkrankung.
Bei länger anhaltenden Schmerzen gibt es sogenannte spezialisierte Schmerzsprechstunden, an die die Betroffenen sich wenden können, wenn sie mit den konventionellen Mitteln nicht weiter kommen. Ebenfalls gilt zu beachten, dass jede Schmerztherapie individuell eine gute oder eventuell sogar eine negative Auswirkung auf die Schmerzen haben können. Dies ist bei Wärme und Kälte Applikationen am einfachsten zu sehen. Bei einigen Schmerzarten hilft eine Kühlung sehr gut, bei anderen Wärme.
“Als Schmerztherapie werden alle Behandlungsmassnahmen bezeichnet, mit denen akute und chronische Schmerzen gelindert werden sollen. Die Therapie von akuten Beschwerden gehört zur Basisbehandlung jeden Arztes. Chronische Schmerzen (…) lassen sich nur mithilfe von individuell angepassten Methoden therapieren.
Je nach Intensität und Art der Schmerzen werden unterschiedliche Behandlungsansätze verfolgt, die sich auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt kombinieren lassen:
- Medikamentöse Schmerztherapie: Verschiedene Schmerzmittel (sogenannte Analgetika) können zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden. Sie wirken entweder zentral auf das Nervensystem im Gehirn und Rückenmark oder lokal am Ort des Schmerzes.
- Physiotherapeutische Schmerztherapie: Durch die Bewegungstherapie werden Muskeln und Gelenke gestärkt und schmerzhafte Blockaden im Körper gelöst. Zur Physiotherapie zählen unter anderem Massage, Krankengymnastik sowie Kälte- und Wärmebehandlung.
- Psychotherapeutische Schmerztherapie: Ängste und depressive Verstimmungen, die durch die Beschwerden ausgelöst werden, können durch psychologische Einzeltherapie oder in Gruppengesprächen bewältigt werden.
- Anästhesiologische Schmerztherapie: Schmerzzustände werden durch die lokale Behandlung der Nerven behoben, etwa durch eine Betäubung, eine Blockade oder eine Stimulation der Nerven.
- Neurochirurgische Schmerztherapie: Hierbei werden nach einer Testphase Neuromodulationssysteme implantiert, die Schmerzen in der Weiterleitung hemmen können. So können die Rückenmarkshinterstränge stimuliert und über Medikamentenpumpen Schmerzmittel anlassgebunden abgegeben werden.
- Patientenedukation: Dieser Therapieansatz zielt auf eine gesteigerte Selbstkontrolle der Patienten. Spezielle Entspannungsverfahren und Bewegungsübungen können das Schmerzempfinden senken.
- Sozialberatung: Werden die Schmerzen durch soziale Spannungen im persönlichen oder beruflichen Umfeld der Betroffenen verstärkt, können diese in der Beratung angegangen werden.
- Elektrotherapie: Spezielle Stromformen reizen die Nerven und lindern die Schmerzen. Zusätzlich werden Muskeln mobilisiert und Schwellungen im Gewebe abgebaut.
- Einsatz pflanzlicher Produkte: Bei chronischen Schmerzen können pflanzliche Mittel und Medizinalhanf Produkte ergänzend angewandt werden, um die Beschwerden zu lindern.”
Weitere Informationen über die Entstehung und Behandlung chronischer Schmerzen: Chronische Schmerzen
Da bei Long Covid häufig eine Asthma Komponente vermutet wird, werden von den Ärzten teilweise Medikamente gegen dagegen verschrieben. Unser Patienten berichten unterschiedlich von der Wirkung, manche verspüren eine Linderung, vor allem beim Reizhusten, andere setzen die Medikamente, etwa Cortisol-Sprays wieder ab, da keine Verbesserung eintritt. Gewisse Erfolge scheint das systemisch wirkende Asthmamittel Montelukast zu erzielen
Bei Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) handelt es sich um eine Multisystemerkrankung mit einer entzündlich-allergischen Symptomatik, die durch eine Überaktivität der Mastzellen ausgelöst wird. Betroffene können in der Regel das Histamin, das vom Körper produziert wird und zusätzlich über die Nahrung aufgenommen wird, schlecht abbauen. Dadurch kommt es zu einem Histaminüberschuss, welches unangenehmen Symptome (wie Verdauungsbeschwerden, Hautausschlägen, Grippesymptome, Schlafprobleme, Herzrasen und Schmerzen etc.) hervorrufen kann.
Um die Symptome zu minimieren, ist eine histaminarme Ernährung und wenn nötig ein Histamin-abbauenden Enzym (Daosin) gezielt vor einer Mahlzeit angezeigt.
Liste mit histaminhaltigen Nahrungsmitteln
Zusätzlich können Antihistaminika dazu kombiniert werden, um die Symptome weiter zu verringern. Einige Antihistaminika sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Mit einem ärztlichen Rezept werden die meisten von den Krankenkassen übernommen. Diese Wirkstoffe blockieren die Effekte der Substanz Histamin. Sie werden unter anderem bei Heuschnupfen und anderen allergischen Entzündungen eingesetzt. Vor allem Antihistaminika der 1. Generation (z.B. Diphenhydramin, Doxylamin, etc.) können Schlaffördernd wirken und sollten deshalb Abends eingenommen werden. Das Medikament Montelukast wird momentan in einer Studie näher auf seine Wirkungsweise bei Long Covid untersucht.
Bei dem Verdacht auf POTS können Kompressionsstrümpfe, genügend Wasser trinken, salzhaltige Produkte, (z.B. Isostar oder Biobouillon) oder das Gravity Sleeping (Schräglage des Bettes mit Kopfteil gegenüber Fussteil erhöht) helfen. Durch eine Ganzkörper-Schräglage von 3,5 – 5,5 Grad wird die Schwerkraft aktiviert und die gesundheitsfördernden Reize während des Schlafes wieder wirksam, welche eine gute Durchblutung des Gehirns gewährleisten. Einige Ärzte verschreiben Betablocker, um die Herzfrequenz zu drosseln, oder Blutdrucksenker (wie z.B. Losartan), um den Kreislauf zu schonen. Hierbei sollten Betroffene mit einem tiefen Blutdruck Vorsicht walten lassen.
Insgesamt ist die Prognose der Riechstörung nach COVID-19 positiv. Bei den allermeisten Patienten erholt sich der Schmek- und Riechverlust (Anosmie) in den ersten Monaten. Bei nicht wenigen Patienten kommt es zwischenzeitlichen zu einem „Fehlriechen“, zu Phantomgerüchen, Parosmie genannt. Die Patienten riechen oder schmecken zwar etwas, die Gerüche und Geschmäcker sind oftmals aber sehr verändert und unangenehm. “Aus medizinischer Sicht ist dies jedoch ein positives Zeichen der Regeneration der Riechschleimhaut.” (Zitat: Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Hals-,Nasen- und Ohrenheilkunde)
Durch Riechtraining kann versucht werden, die Regeneration zu beschleunigen.
Der Körper befindet sich in einer Stresssituation. Bei Long Covid Betroffenen kann es zu Problemen mit der Haut oder zu Haarverlust kommen. Bei Long Covid Betroffenen kann es zu entzündungsbedingen Kopfhautirritationen kommen. Oftmals sind auch die Haarwurzeln entzündet, was zu Haarausfall führen kann. Ausschläge sowie Entzündungen des Haarbodens oder der Haarwurzeln verschwinden mit der Zeit durch entzündungshemmenden Massnahmen wie gutem Pacing etc. Für empfindliche Kopfhaut gibt es verschiedene Shampoos, die milde Inhaltsstoffe beinhalten.
Gegen den Schwindel kann eine spezielle Schwindel Physiotherapie helfen. Das Gehirn kann mit bestimmten Techniken trainiert werden, um so den Schwindel besser kontrollieren zu lernen. Diese Techniken funktionieren bei belastungsinduziertem Schwindel weniger.
Schweizer Verzeichnis von Physiotherapeuten, welche über diese spezielle Ausbildung verfügen.
Weitere nützliche Hinweise zur Behandlung von Schwindel.
Die behandelnden Ärzte verschreiben versuchsweise Vitamin B Komplexe, um die Symptomatik etwas zu lindern.
Entzündungen im Gehirn, wie sie bei Long Covid mutmasslich entstehen, können zu depressiven Symptomen führen. Genauso kann jede schwere und/oder langwierige Erkrankung mit der Zeit eine depressiven Verstimmung mit sich bringen.
Achtsamkeitsübungen können helfen, das Nervensystem zu beruhigen und zu regulieren und somit die psychische Stabilität zu verbessern. Hier einige gute Übungen zusammengestellt von Altea.
Wenn angezeigt, können Antidepressiva eingesetzt werden. Die Präparat können beruhigend, stimmungsaufhellend, schlaffördernd oder antriebssteigernd wirken. (Bitte immer darauf achten, dass das Antidepressivums explizit zur Behandlung der Long Covid Symptome oder einer reaktiven Depression verschrieben wird und nicht die Depression als Hauptdiagnose verwendet wird. Dies kann zu einem späteren Zeitpunkt wegen den Sozialversicherungen wichtig werden.)
Medikamente und Therapien – schulmedizinische Ansätze
International laufen verschiedene Studien zu medikamentösen Long Covid-Therapien. Einige Medikamente sind in der Schweiz zugelassen, jedoch nicht für Long Covid. Sie werden deshalb nicht offiziell empfohlen, können aber nach Art. 71 der Schweizer Verordnung über die Krankenversicherung durch den behandelnden Arzt verschrieben werden.
Vorsicht, das sind alles Medikamente, die in laufenden Studien in dieser neuen Indikation getestet werden. Es gibt keine zugelassene Behandlung für LongCovid.
Charakteristika: Lipidsenker, HMG-CoA Reduktasehemmer / Antikoagulans, direkter Faktor-Xa-Inhibitor
Gemäss der Studie von HEAL-COVID werden etwa 29% aller hospitalisierten Patienten innerhalb von sechs Monaten erneut hospitalisiert und viele entwickeln teilweise sogar neue (Atemwegs-) Erkrankungen, welche auf die Infektion zurückzuführen sind. In Grossbritannien hat man daher die HEAL-COVID-Initiative ins Leben gerufen, die untersuchen soll, welche Behandlung die langfristigen Symptome der Patienten verhindern oder zumindest lindern können. In der Studie wird insbesondere die Wirkung von Apixaban (Blutverdünner) und Atorvastatin untersucht, welches vor allem erhöhte Cholesterin- und Triglyceridwerte reduziert, aber auch antientzündlich wirkt. Apixaban wird dabei für 14 Tage verabreicht, Atorvastatin hingegen für 12 Monate. Die Studie befindet sich bereits in Phase drei, mit einem Abschluss ist aber nicht vor 2024 zu rechnen.
Die Studie HElping Alleviate the Longer-term Consequences (HEAL-COVID) vertritt die Hypothese, dass die im akuten Verlauf einer Covid-19-Infektion auftretenden Thrombosen bestehen bleiben. Statine beeinflussen die vermutete Endothel-Dysfunktion (= eine Störung einer Schicht in den Gefässwänden) und wirken entzündungshemmend. Dies bedeutet, dass das Medikament die Innenwände der grossen und kleinen Blutgefässe zu stabilisieren vermag, was zu weniger Blutgerinnsel führen könnte. Dies hätte eine Verminderung von Gefässentzündungen zur Folge.
Q10 ist im menschlichen Körper für die Bildung von Energie in Form von ATP (Adenosin-Triphosphat) lebensnotwendig. Das ATP wird in den Mitochondrien gespeichert, den Kraftwerken unserer Körperzellen. Diese Energiebereitstellung scheint bei Long Covid-Patienten mutmasslich aufgrund geschädigter Mitochondrien beeinträchtigt zu sein.
Eine neue Studie des Universitätskrankenhaus Aarhus in Dänemark untersucht, ob ein Q10-Mangel möglicherweise Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion erklären kann.
Eine zu hohe Dosierung von Q10 kann zu Schlaflosigkeit, Durchfall, Übelkeit, Appetitverlust und Unwohlsein führen.
Coenzym Q10 als Behandlungsoption
Bei Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen wird wie bei rezeptpflichtigen Medikamenten empfohlen, sich von einem Arzt beraten zu lassen.
Charakteristika: Antidepressivum, selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
In einem kürzlich veröffentlichten Artikel wird die Untersuchung von Fluvoxamin bei Long-Covid-Patienten gefordert. Grund sind erste Daten, welche eine positive Wirkung in der akuten Behandlung aufzeigen. Fluvoxamin wirkt als Agonist des Sigma-1-Rezeptors (S1R), welcher die Vermehrung von SARS-CoV-2 reduziert, und damit auch die resultierende Entzündungsreaktion. Zudem wird die Hypothese aufgestellt, dass Long Covid auf eine Covud-19-assoziierte Entzündung und eine Epstein-Barr-Virus -Reaktivierung zurückzuführen ist. Aufgrund der Zusammenhänge zwischen EBV, XBP1 und S1R wird daher die Untersuchung im Rahmen einer klinischen Studie gefordert.
Auch können manche Nebenwirkungen von niedrig-dosierten (off-label) Antidepressiva bei Fatigue, auftretenden Schlafstörungen und auch kognitiven Symptomen gelindert und verbessert werden.
Laut einer Studie vom Universitätsspital in Genf wurden die Symptome in 36% der Fälle nach einer Impfung gemildert oder verschwanden gar gänzlich, bei 29% blieben sie unverändert und 3.3% verspürten eine Verschlechterung der Symptome. Bei 30% war die Frage nach Veränderung der Symptome schwierig zu beantworten.
Die Impfung reduzierte bei den 36% das Auftreten aller wichtigen Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisverlust, Verlust oder Veränderung des Geruchs, Verlust oder Veränderung des Geschmacks, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen. Die Forschenden erklären sich eine Verbesserung der Symptome damit, dass die Impfung möglicherweise die dysregulierten Immun- oder Entzündungsreaktionen korrigiert oder die Viren oder viralen Überreste reduziert oder eliminiert. Sollten diese Resultate in weiteren Studien erhärtet werden, so würde dies bedeuten, dass eine Impfung nicht nur eine Infektion verhindert, sondern in bestimmten Fällen potenziell auch die postakuten Folgen von SARS-CoV-2 verbessern kann.
Charakteristika: Antiparasitikum
Die Verwendung von Ivermectin bei Long Covid ist umstritten. Während Swissmedic vor einer Anwendung bei Menschen warnt und grosse randomisierte klinische Studien zeigen, dass das Antiparasitikum bei Akut-Covid nicht wirksam ist, gibt es Beobachtungen und Erfahrungsberichte, die dem Medikament eine gewisse Wirkung bei Long Covid nachsagen. Es gibt anekdotische Berichte und zwei PrePrint-Studien von Betroffenen und Ärzten, die bei nicht abklingenden Symptomen mit Ivermectin (IVM) behandelten und diese Verabreichung zu einer Verbesserung geführt hat. Eine antivirale Wirkung von Ivermectin in Bezug auf Long Covid ist mittlerweile widerlegt. Ivermectin scheitert in klinischer Studie. Wenn überhaupt, darf Ivermectin nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden, und die Leberwerte müssen regelmässig überprüft werden.
Ivermectin IN Long-Covid Patients: A Retrospective Study
Sub-Acute and Chronic COVID: “THERAPEUTIC TEST”
Ivermectin ist ein Antiparasitikum, welches für die Behandlung von Wurminfektionen und Krätze eingesetzt wird. Ivermectin hemmt die Lipopolysaccharid-induzierten Produktion entzündlicher Zytokine. Zytokine sind körpereigene Stoffe deren Aufgabe darin besteht, dem Immunsystem zu signalisieren, eine Infektion abzuwehren. Ob es darüberhinaus noch bei anderen Prozessen eingreift, ist noch nicht klar.
Ivermectin ist in Deutschland zugelassen. In der Schweiz sind lediglich Cremes zugelassen. Teilweise wird das Medikament auch als Pille produziert und kann mittels eines Magistralrezepts bei bestimmten Apotheken bezogen werden.
Charakteristika: Antihistaminikum
Levocetirizin, ein Antihistaminikum der dritten Generation, und Montelukast, sollen eine synergistische entzündungshemmende Wirkung vorweisen. Die klinischen Daten und die damit verbundene sechsmonatige Nachbeobachtung deuten darauf hin, dass eine Kombinationstherapie das Fortschreiten von SARS-CoV-2 von leicht über mittelschwer bis schwer verhindern und gewisse Prozesse im Long Covid-Verlauf verhindern könnte. Cetirizin, welches rezeptfrei in Apotheken erhältlich ist, kann gewisse Symptome lindern.
Charakteristika: Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonist
Es ist bereits bekannt, dass Menschen, die bestimmte genetische Voraussetzungen oder klinische Grunderkrankungen aufweisen, eine schwerere oder eben mildere Infektion entwickeln können. In der folgenden Studie wird darauf verwiesen, dass ein hoher Blutdruck einen schweren akuten Verlauf begünstigen kann.
Ein Forschungsteam aus Italienvermutet nun aufgrund ihrer Beobachtungen, dass ebenfalls ein direkter Zusammenhang besteht zwischen den AT1R-Autoantikörper und einem erhöhten Blutdruck bei Long Covid-Betroffenen. Diese spezifischen Autoantiköper scheinen sich laut dieser Studie während der akuten Infektion vermehrt zu bilden. Da bei Menschen mit Long Covid die Produktion dieser Autoantikörper möglicherweise anhält, gehen die Forscher davon aus, dass ein erhöhter Blutdruck darauf zurückgeführt werden kann. Weitere Folgeerkrankungen können aufgrund des hohen Blutdrucks daraus entstehen.
Es ist wichtig, als Betroffene regelmässig den Blutdruck zu kontrollieren. Sollte dieser erhöht sein, ist der Einsatz von Sartan (in der Studie wird Losartan empfohlen) zu besprechen. Diese Medikamente haben einen direkten Einfluss auf diese Autoantikörper und könnten demnach auch Folgeschäden verhindern.
Charakteristika: Opiat-Antagonist
Einige wenige Ärzte verschreiben versuchsweise Low-Dose Naltrexone (LDN). Dies ist ein Opiatantagonist, der durch die Steigerung der Produktion von Endorphinen eine positive Wirkung auf Schmerzen, Müdigkeit und das Immunsystem entfalten kann.
Charakteristika: Antiasthmatikum, Leukotrien-Rezeptor-Antagonist
Montelukast wird aktuell nach ersten erfolgreichen individuellen Heilversuchen in klinischen Studien als Medikament zur Behandlung von Long Covid erprobt. Das Medikament ist in der Schweiz und in Deutschland zur Behandlung von Asthma sowie saisonaler Allergien zugelassen. Die klinischen Studien haben zur Hypothese, dass einige Long Covid-Symptome aufgrund einer fortschreitenden Überreaktion des Immunsystems hervorgerufen werden. Die Zulassungsstudie über Montelukast als Long-Covid-Medikament ist noch nicht abgeschlossen.
In der Studie E-SPERANZA COVID wird die Hypothese aufgestellt, dass Long Covid ein Überbleibsel der Immunreaktion in der akuten Phase der Infektion sei. In den USA konnte ein weiteres Forscherteam diese Hypothese mit einer Studie untermauern. Dieses Medikament hat teilweise auch eine positive Wirkung beim Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) gezeigt. Bei einigen Betroffenen konnte Montelukast Allergiesymptome lindern oder verhindern.
Vitamin C ist an unzähligen Stoffwechselabläufen im Körper beteiligt. Aufgrund seiner Wirkung spielt dieses Vitamin in biologischen Systemen als Radikalfänger (Schutzwirkung für Zellen) eine wichtige Rolle und schützt vor oxidativen Schäden (Schäden in Zellen oder in der Zellfunktion). Quercetin ist ein Naturfarbstoff, dem antivirale Eigenschaften zugesprochen wird. Eine Studie verweist nun auf mögliche positive Effekte zur Behandlung von einer SARS-CoV-2- bedingten Krankheit. Vitamin C und Quercetin wirken senkend auf den Histaminspiegel.
Bei Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen wird wie bei Medikamenten empfohlen, sich von einem Arzt beraten zu lassen.
Publizierte Fallberichte ohne Studien oder mit noch nicht abgeschlossenen Studien
Charakteristika: Aptamer zur Neutralisierung von GPCR-AABs
Das experimentelle Medikament BC007 der Firma Berlin Cures befindet sich in der Entwicklung. Der Wirkstoff wurde ursprünglich zur Behandlung von Herzerkrankungen entwickelt, welche durch eine Autoimmunreaktion (Reaktion des Immunsystem gegen den eigenen Körper) ausgelöst werden, wobei Phase II der Studie abgeschlossen ist.
Durch Zufall stellte man am Universitätsspital Erlangen unter der Leitung von Frau Dr. Hoberger fest, dass Long Covid-Patienten die gleichen Autoantikörper wie die Patienten der zu behandelnden Herzkrankheit aufwiesen. Es konnte festgestellt werden, dass die Mikrodurchblutung der Augen von Long Covid Patienten gestört ist sowie die Verformbarkeit von Blutzellen (wie dies auch bei Akutpatienten der Fall ist) verändert zu sein scheinen.
In einem ersten Versuch wurden bei 5 Patienten nach Abgabe des Medikaments eine starke Verbesserung der Long Covid Symptome festgestellt. Eine großangelegte internationale Doppelblind-Studie ist geplant.
Forschende an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel untersuchen in einer randomisierten Placebo-kontrollierten Studie bei Patientinnen und Patienten mit kognitiven Problemen, ob das bereits für die Therapie von Multipler Sklerose zugelassene Arzneimittel Fampridin kognitive Symptome lindern kann. Fampridin ist ein in der Schweiz zugelassener Arzneistoff, der als Medikament bei MS zur Verbesserung der Gehfähigkeit eingesetzt wird. Als Wirkmechanismen werden eine verbesserte Nervenleitung und Signalübertragung an den Synapsen diskutiert.
Quelle: Universität Basel
Eine Hypothese ist, dass bei Long Covid-Patienten die Sauerstoffversorgung in bestimmten Arealen des Körpers gestört ist.
Die HBO-Therapie ist eine medizinische Behandlungsmethode, bei der dem Patienten in einer Überdruckkammer 100% reiner Sauerstoff zugeführt wird, um somit unterversorgte Zellen wieder mit Sauerstoff anzureichern.
Das HBO-Verfahren ist nicht neu und wird etwa zur Behandlung von Ödemen und Förderung der Blutgefässneubildung angewendet. Ebenso wird die Wundheilung gefördert. Wir wissen, dass in Kiel eine Studie zur Wirkung bei Long Covid-Patienten durchgeführt wird. Forschende der Universität von Tel Aviv zeigten in einer randomisierten klinischen Studie, dass HBO-Therapie die Symptome von Long Covid-Patient:innen signifikant verbessern konnte.
Charakteristika: Antiviral
Paxlovid ist ein bekanntes antivirales Medikament, welches aus den Wirkstoffen Ritonavir (HIV-Medikament) und Nirmatrelvir, einem neuartigen Wirkstoff, besteht. Die Zulassung bzw. die Verfügbarkeit in Europa ist aktuell sehr unterschiedlich.
Eine Fall-Veröffentlichung (PrePrint) der Stanford Universität erregt Aufmerksamkeit. Eine 47-Jährige, doppelt geimpfte Frau entwickelt nach einer Durchbruchs-Infektion Long Covid und blieb zunächst arbeitsunfähig. Etwa sechs Monate später infizierte Sie sich erneut und erhielt diesmal als mittlerweile «Risikogruppe» das Medikament Nirmatrelvir/Ritonavir, Handelsname: Paxlovid. Innert weniger Tage verbesserte sich der Zustand der Patientin rapide und sie gab an, keine Long-Covid-Symptome mehr zu haben.
Da eine der Hypothesen zu Long COVID eine virale Persistenz von SARS-CoV-2 vermutet, empfehlen die Autoren des Fallberichts eine klinische Studie zur Behandlung, welche aber momentan noch nicht durchgeführt wird. Ob die Verbesserung durch das Medikament, durch die Reinfektion selber und die damit verbundene Reaktion des Immunsystems oder andere Einflüsse zustande kam, ist noch nicht geklärt.
Bei der Stellatum-Blockade handelt es sich um eine gezielte Anästhesie von Nerven im Halswirbelkörper. Das Verfahren wird meist zur Schmerz- und Migränetherapie eingesetzt oder auch zur Behandlung der Gürtelrose, respektive Nervenschmerzen.
Es gibt zwei veröffentlichte Fallberichte aus den USA welche auf eine positive Wirkung einer solchen Blockade bei Long Covid hinweisen. Die Vermutung ist, dass die Besserung durch das kurzzeitige Ausschalten des der Sympathikus-Aktivität eine Rekalibrierungund/oder Verbesserung der Interaktion zwischen Immun- und Nervensystem zustande kommen könnten.
Da es sich nur um zwei Fallberichte handelt ist die Datenlage sehr dünn. Eine Studie diesbezüglich wäre wünschenswert. Die Therapie wird in der Schweiz grundsätzlich angeboten. Versuche diesbezüglich in Zusammenhang mit Long Covid laufen aktuell.
Charakteristika: monoklonaler Antikörper, welcher das retrovirale W-ENV-Protein neutralisiert
Die Firma GeNeuro plant eine Phase II-Studie am Universitätsspital Genf für sein experimentelles Medikament Temelimab, welches für neuropsychiatrische Symptome bei Long Covid entwickelt wurde. Das W-ENV-Protein, welches durch Temelimab neutralisiert werden könnte, wurde in Blutproben von Long Covid Patienten mit chronischen systemischen Entzündungen und/oder psychotischen Störungen nachgewiesen.
Das zu Beginn einer Long Covid Erkrankung produzierte W-ENV-Protein schädigt die Zellen des Nervensystems. Die Firma geht davon aus, dass dieses Protein im Körper verbleibt und dort zu immunentzündlichen Prozessen führt, die in langfristigen neuropsychiatrischen Syndromen eine Rolle spielen.
In der Phase-II-Studie, wo Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments geprüft werden, sollen Patienten, die das W-ENV-Protein aufweisen, den neutralisierenden monoklonalen Antikörper erhalten.
Diese klinische Studie wird vom Bundesamt für Gesundheit mitfinanziert.
Medikamente, Therapien und Nahrungsergänzungsmittel ohne Studien
Die nachfolgenden Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sind uns von Patienten genannt worden, die über eine positive Wirkung berichtet haben. Wir konnten jedoch bisher keinerlei Studien und oder Veröffentlichungen finden (auch keine laufenden), welche die Wirksamkeit oder Sicherheit der Produkte im Zusammenhang mit Long Covid nachweisen.
Aktuell gibt es keinerlei Evidenz, dass Nahrungsergänzungsmittel bei Long Covid eine Wirkung zeigen. Dennoch wird anekdotisch von Patienten über eine Linderung von Symptomen berichtet, insbesondere, wenn im Vorfeld eine Unterversorgung im Blut festgestellt wurde.
Gängig erwähnte Nahrungsergänzungsmittel in Zusammenhang mit Long Covid:
Vitamin E, B12, B3, D, C
Weiteres: Zink, Selen, Omega 3 (vorzugsweise vegan), Quercetin, Coenzym Q10, Kaloba-Tropfen, Padmed Circosan, Glutathione, Kurkuma, L-Carnitin, Melatonin, L-Tryptophan, Magnesium, NAC (N-Acetyl-L-Cystein), Laktobazillen für die Darmflora
Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte mit der Hausärztin oder dem Hausarzt besprochen werden. Eine Überdosierung oder Interaktionen zwischen Ergänzungs- oder Nahrungsmittel können dazu führen, dass Nahrungsergänzungsmittel schaden können.
Eine Analyse von 14 Veröffentlichungen zum Thema Vitamin D und akutem SARS-CoV-2 ergab, dass Patienten mit einem Vitamin-D-Mangel eine höhere Gefahr zu haben scheinen, an COVID-19 zu erkranken. Das heisst, ein ausreichendes Niveau an Vitamin D könnte laut diesem Ergebnis schützend wirken.
Eine übermässig hoch dosierte Einnahme von Vitamin D über eine zu lange Zeit kann jedoch schädlich sein.
Es gilt zu betonen, dass die Studie sich auf die Akut-Erkrankung und nicht auf Long Covid bezieht. Wie es sich da verhält, ist ungewiss.
Quelle: Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf eine COVID-19-Infektion
Bei der H.E.L.P.-Apherese handelt es sich um eine Art „Blutwäsche“. Das Verfahren ist nicht neu und wird bei medikamentös nicht behandelbaren hohen Cholesterin Werten eingesetzt. Frau Dr. Renate Linkesch vermutet eine Wirkung bei eventuell vorhandenen Micro-Clots.
Laut Dr. Renate Linkesch: “Die 4 Wirkungsweisen der HELP-Apherese bei einem Post- resp. Long-Covid-Syndrom:
- Verbesserung der Rheologie (Blutflusseigenschaften), insb. in der Mikrozirkulation (Durchblutung der feinsten Gefässe) durch Reduktion der Blutviskosität (Zähflüssigkeit/Fliesseigenschaft des Blutes) und Reduktion der Koagulabilität (Blutgerinnung) des Blutes
- Extraktion von Spike-Proteinen des SARS-Covid19 Virus durch die Bindung an das Heparin im extrakorporalen Kreislauf (das heisst: im Apherese-Gerät, ausserhalb des Körpers). Siehe Artikel https://www.jbc.org/article/S0021-9258(21)01317-X/fulltext und Studie.
- Behandlung der Endothelitis (Entzündung der Innenverkleidung der Gefässe) durch Entzündungshemmung (Extraktion von Exo- und Endotoxinen; z.B.IL6, IL8, TNFalfa)
- Extraktion von sogenannten Micro-Clots (kleinste Blutklumpen), Reduktion der Hyperaktivität der Thrombozyten (Blutplättchen, beteiligt an der Blutgerinnung) und somit eine Verringerung der Thrombenbildung (Blutklumpenbildung)”
Quelle: Dr. Renate Linkesch, Fachärztin FMH für Innere Medizin/Nephrologie, Diabetologe, Hypertensiologie, Standortleitung BBraun Zürich Oerlikon
Die Hypothese bei der H.E.L.P.-Apherese Behandlung bei Long-Covid ist, dass mit diesem Verfahren Mikrothromben, welche durch die Erkrankung gebildet worden sind und den Kreislauf behindern, entfernt werden können. Für das Vorhandensein der Mikrothromben bei Long Covid Betroffenen gibt es mehrere Belege.
Bereits wenige Monate nach Ausbruch der Pandemie in Wuhan haben erste pathologische Untersuchungen gezeigt, dass COVID eine Entzündung und Gerinnungsaktivierung des Endothels (Gefässwände) verursacht. (https://www.nature.com/articles/s41586-020-2012-7)
Bei der H.E.L.P.-Apherese handelt es sich also um ein extrakorporales Therapieverfahren, das geeignet ist, diese Entzündung und Gerinnungsaktivierung des Endothels kontrolliert herabzusetzen. Das Verfahren hat sich in der Vergangenheit als sicher und relativ nebenwirkungsarm bewährt. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19234501/)
Es gibt bisher noch keine Evidenz, dass die H.E.L.P.-Apherese nachhaltig in den Long Covid-Prozess eingreifen und die Kaskaden unterbrochen werden können. Es existieren noch keine unabhängige Fallberichte, nebst denen der Anbieter dieses Verfahrens. Die Wirkungsweise der Apherese deutet aber darauf hin. Aktuell laufen Studien dazu, welche jedoch noch nicht veröffentlicht sind.
Die anekdotischen Feedbacks von Patienten sind gemischt: einige berichten von einer Verbesserung, wieder andere berichten von keinerlei Verbesserung. Als Patientenorganisation wünschen wir uns ein Testverfahren in der Schweiz, das im Vorfeld abklären könnte, wo die Hauptproblematik beim Patienten besteht und ob er auf die Therapie ansprechen könnte oder nicht, bevor die kostspielige Therapie durchgeführt wird. Ein solches Testverfahren, das den Anteil der Blutgerinnsel (Link zu Diagnostik Darstellung von Mikrothromben im Blut) und die Endothelschädigungen messen kann, wird in Müllheim an der Ruhr bereits angeboten, leider noch nicht in der Schweiz. https://beatejaeger.com/
Hier ein Link zum Anbieter der H.E.L.P.-Apherese in der Schweiz: https://www.bbraun.ch/de/betroffene-und-patienten/dialyse/bmc/apherese.html
Das Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training (IHHT) und stammt ursprünglich aus der Raumfahrt. Bei dieser Therapie wird über eine Atemmaske abwechselnd sauerstoffreduzierte (hypoxische) und sauerstoffangereicherte (hyperoxische) Luft eingeatmet. Es trainiert den Energiestoffwechsel auf Zellebene. Die IHHT verbessert die Arbeit der Mitochondrien, der kleinen Kraftwerke unserer Zellen. Einerseits werden durch die IHHT geschädigte Mitochondrien abgebaut, andererseits die körpereigene Neubildung gesunder Mitochondrien angeregt. Zu Beginn kann durch die Ausstossung schwacher Mitochondrien eine Verschlechterung eintreten.
Diese Therapieform werden in der Schweiz angeboten. Die Behandlung wird jedoch nicht von den Krankenkassen übernommen (auch nicht von Zusatzversicherungen).
Betroffenenberichten zu Folge scheint diese Therapie den Energiehaushalt positiv zu beeinflussen, zumindest vorübergehend.
Es gibt Hinweise das Long-Covid eine Autoimmun-Erkrankung ist. Siehe auch BC007 hierzu. Die Immunadsorption ist ein Verfahren der therapeutischen Apherese, d.h. sie dient der Entfernung einzelner Blutbestandteile. In einem extrakorporalen Kreislauf werden aus dem Blut des Patienten mit Hilfe eines Adsorbers gezielt bestimmte lösliche Faktoren des Immunsystems (Immunglobuline, Komplementfaktoren, Immunkomplexe) entfernt. Dies ist nicht zu verwechseln mit der H.E.L.P. Apherese welche vereinfacht gesagt, andere Filter verwendet.
Die Immunadsorption wird bei autoimmunvermittelten Erkrankungen und antikörpervermittelter Transplantatabstossung eingesetzt. Die H.E.L.P.-Apherese wird zur Senkung bei hohen Cholesterin-Werten genutzt.
Naturmedizinische Ansätze
In den folgenden Kapiteln werden Ansätze aus der Naturheilkunde beschrieben. Bei diesen Verfahren wird versucht, meist ohne technologische Hilfsmittel, die körpereigenen Heilungsfähigkeit zu stimulieren. Diese Therapien sind grösstenteils wissenschaftlich nicht anerkannt, da keine klinischen Studien existieren, die die Wirksamkeit und Sicherheit der Ansätze belegen. In der Schweiz werden jedoch gewisse komplementärmedizinische Therapien von Krankenversicherungen vergütet. Alle diese Massnahmen sollen die Symptomlinderung unterstützen und die Selbstheilung des Körpers fördern, da heilende Medikamente bisher fehlen.
Disclaimer. Bitte alle hier aufgeführten Tipps immer mit dem zuständigen Arzt oder Therapeuten besprechen und nur in Begleitung durchführen.
Unter Meditation versteht man eine Reihe verschiedener mentale Fokussierungs- und Entspannungstechniken, welche einen positiven Einfluss haben auf die psychische und physische Gesundheit. Es existieren über 50 unterschiedliche Meditationstechniken, die sich durch ihre religiöse Herkunft, nach Richtungen, Schulen und Lehrmeistern unterscheiden. So gibt es z.B. passive Meditation wie Stille- oder Ruhemeditation, Achtsamkeitsmeditation oder Konzentrationsmeditation oder aktive Techniken wie Zen-Buddismus, Tantra oder Yoga. Ziel der Mediation ist es, die vegetative Spannung abzubauen und damit den Herzschlag zu verlangsamen, die Atmung zu vertiefen und die Muskelspannung zu reduzieren.
Achtsamkeitstraining kann ein hervorragendes Hilfsmittel sein, um die Herausforderungen des täglichen Lebens mit Long Covid besser zu bewältigen. Bei der Achtsamkeit geht es darum, unsere Aufmerksamkeit zu schulen, um den gegenwärtigen Moment wertfrei, mit Neugier und unvoreingenommener Offenheit zu erleben. Dies hilft, nicht nur bewusst wahrzunehmen was gut läuft, sondern auch, die schwierigeren Momente in unserem Leben gelassener und resilienter anzunehmen. Bei der Meditation gilt nur das Hier und Jetzt, der gegenwärtige Moment; Vergangenheit und Zukunft spielen keine Rolle. Mit etwas Übung kann die wertfreie Verbundenheit mit dem gegenwärtigen Moment gestärkt und so das mentale und physische Stressmanagement verbessert werden..
Hier ein Link mit mehr Informationen zur Achtsamkeit: MBSR-Verband Schweiz
“Die TCM Therapie basiert auf der Grundlage, dass Symptomen durch ein Ungleichgewicht im Körper zwischen Yin und Yang entstehen. Yin steht zum Beispiel für Entspannung und Yang für Anspannung- überwiegt eines, kann dies zu Schmerzen, Müdigkeit usw führen.
Nach einer Befundaufnahme mit Gespräch, Zungen- und Pulsdiagnose werden bestimmte Meridiane (Netzleitbahnen) mittels Akupunktur, Akupressur oder Tuina (Massageform) behandelt. Ergänzende Methoden sind die Ernährungs- und Kräutertherapie.
Das Ziel der Behandlung ist es, das Gleichgewicht wiederherzustellen und somit die Beschwerden zu lindern oder zu beheben.”
Verfasst von: Christine Bürgi, Praxis für TCM, Neuengasse 20, 3011 Bern
Hier findet ihr mehr Informationen und Therapeuten: TCM Verband
Shiatsu aktiviert den Parasympathikus, den beruhigenden Teil des Nervensystems. Dies senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz, führt zu einer vertieften und freieren Atmung und reduziert die Muskelspannung : Shiatsu-Verband
Da man bei Long Covid von Durchblutungsstörungen ausgeht, können Kneipp-Therapien dienlich sein, um die Durchblutung zu aktivieren und das Immunsystem zu stärken. Nach allen kalten Güssen Wasser nur mit den Händen abstreifen, für eine optimale Wirkung.
Wirkung: Tonisiert und kräftigt die Venen, schlaffördernd, ableitend, durchblutungsfördernd, blutdrucksenkend, Stärkung der Beckenorgane und des Nasen-Rachenraums. Förderlich bei:
- Durchblutungsstörungen/kalte Füsse
- Einschlafstörungen
- Kopfschmerzen, Migräne
- Bluthochdruck
Das Schröpfen ist eine Heilmethode, die bereits im Altertum angewandt wurde und in den letzten Jahren wieder in gewissen Kreisen wiederentdeckt wurde. Die Idee ist, dass es das Gewebe lockert und Verspannungen in der Muskulatur, in den Faszien zwischen Haut und Muskel, lösen kann. Dadurch sollen Schmerzen gelindert, das Immunsystem reguliert und der Blut- und Lymphfluss angeregt werden. Schröpfen soll auch über die Reflexzonen der Haut, des Gewebes sowie der Nerven die Organe positiv beeinflussen können.
Die nachfolgenden Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sind uns von Patienten genannt worden, die über eine positive Wirkung berichtet haben. Wir konnten jedoch bisher keinerlei Studien und oder Veröffentlichungen finden (auch keine laufenden), welche die Wirksamkeit oder Sicherheit der Produkte im Zusammenhang mit Long Covid nachweisen.